Was Frau Pastorin auf dem Herzen liegt

Monatsspruch Mai 2024

Alles ist mir erlaubt,
aber nicht alles dient zum Guten.

Alles ist mir erlaubt,
aber nichts soll Macht haben über mich.
      
1. Korinther 6,12

  Christliche Freiheit im Verständnis des Paulus bedeutet nicht schrankenlose Beliebigkeit. Dagegen grenzt Paulus sich ab. Man hört die Parolen, die in Korinth in Umlauf gewesen sind und zusammengefasst offenbar so klingen: „Alles ist erlaubt.“ Damit setzt der Apostel sich auseinander und spricht sich für ein leibhaftiges Christsein aus. Christsein bedeutet für ihn von daher nicht, ganz und gar unverführbar und leiblos zu sein. Christsein bedeutet für Paulus vielmehr, einen Leib zu besitzen, ohne von ihm besessen zu sein. Damit macht er auch deutlich, dass der Glaube sich auch darin äußert, wie man mit seinem Leib umgeht.

Dabei geht es ihm nicht darum, zu einem leibfeindlichen Lebensstil aufzurufen, sondern darum, der von Gott her erfahrenen Zuwendung gemäß zu leben. Man könnte es wohl auch so formulieren: In Jesus Christus ist Gott „mit Leib und Seele“ mit Menschen in Beziehung getreten. Deshalb sollen auch wir Menschen unsere Beziehung zu Gott mit „Leib und Seele“ leben.

Und gerade deshalb passt es für Paulus ganz und gar nicht zur Freiheit eines Christenmenschen, wenn er sich von Süchten gleich welcher Art gefangen nehmen lässt.

Wer Christus zum Herrn hat, ist frei von allen Größen, die uns nur scheinbar beherrschen: Welt, Leben, Tod, Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft. Die können uns nichts gebieten, weil sie uns eben auch nichts geben können. Wir gehören ihnen nicht. Umgekehrt gehören sie uns, die wir Christus gehören. Deshalb gilt: „Alles ist mir erlaubt.“

Wenn die Korinther sich diesen Slogan gerne bedienen, übersehen sie jedoch, woran er festgemacht ist. Sie lesen „Alles ist mir erlaubt“, bis das „mir“ zur Nabe wird, um die sich „alles“ dreht. Dreht sich meine Freiheit jedoch nur um mich, kommt mein Lebensrad ins Trudeln und kippt. „Alles ist mir erlaubt“ gilt nicht als Absolut. Der Passiv weist auf Christus, der mich frei macht durch den Einsatz seines Lebens; der mich überrascht mit seiner Gnade und mir neuen Raum schafft. Wer seine Freiheit davon loslöst, verspielt sie. Er wird sich Gefühlen und Ideen, Dingen und Menschen hingeben, die seine neuen Herren werden.

Frei bin ich in Christus. Was bedeutet hier diese Freiheit? Dass ich in den Beziehungen leben will, die Christus mit seinem Einsatz gestiftet hat. Beziehungslose Freiheit aber zerstört – sich und andere. Für Paulus ist die Unzucht dafür ein Beispiel.

Doch christliche Freiheit entsteht im Blick auf Jesu Einsatz für mich und andere. Sie nimmt an seine Freiheit teil. Ich bin nicht ängstlich darauf aus, mein Leben mit Sinn zu erfüllen, es reich und spannend zu machen. Vielmehr gebe ich her, bin gespannt, was sich mir auftut, erwarte Gutes und traue es anderen auch zu. 

Gebet:

Liebender Gott, in Jesus Christus bist Du mit Leib und Seele Mensch geworden. Dein Kommen bedeutet für uns die Befreiung von unseren eigenen Leistungs- und Rechtfertigungsgedanken sowie aus Abhängigkeiten dieser Welt. Und so sollen wir nun Dir mit Leib und Seele danken, als frei-gewordene Menschen leben und diese Botschaft weitergeben. Lass uns erkennen, wo wir uns immer neu in Abhängigkeiten begeben, wo wir andere Menschen in Abhängigkeiten bringen, wo wir unseren Süchten erliegen, auf dass wir immer wieder neu mit dem Leben in Deinem Sinne beginnen können.
Amen.

Mit herzlichen Segenswünschen
Ihre/Eure Pastorin Anja